Das Leben kann sich ruckartig verändern und man wird zum Stoma-Patienten. Bei Personen mit einem Stoma bzw. deren Angehörigen kommen viele Fragen auf zur Stomaversorgung: Wie kann ich das Stoma versorgen? Welche Hygieneregeln sollten beachtet werden? Wie oft muss der Beutel gewechselt werden?
Sobald der Umgang mit dem Stoma routiniert wird stellt sich aber heraus, dass er die Lebensqualität positiv beeinflusst. Wir informieren Sie hier über die Versorgung und die Pflege der verschiedenen Stoma-Arten und die Maßnahmen, die bei einem künstlichen Darmausgang und einem künstlichen Blasenausgang getroffen werden müssen.
Was ist ein Stoma?
Bei einem Stoma handelt es sich um eine künstlich geschaffene Körperöffnung. Sowohl im Darmbereich, als auch im Blasenausgang, können mögliche Stoma-Arten sein. In speziellen Stomabeuteln werden dann Stuhl oder Harn aufgefangen, um diese aus dem Körper hinaus zu transportieren.
Stomaversorgung und Stomapflege
Ein Stoma ist eine, durch eine Operation angelegte, Körperöffnung, die lebenswichtige Funktionen, wie die Ausscheidung, Ernährung und die Atmung unterstützt. Es gibt verschiedene Arten von Stomasystemen, die speziell auf das jeweilige Stoma abgestimmt sind – also gibt es für jedes Stoma das passende System. Beispielsweise besteht das System bei einem Enterostoma (künstlicher Darmausgang) und einem Urostoma (künstlicher Blasenausgang) aus einer auf der Haut angebrachten Stomaplatte und einem Stomabeutel, der die Ausscheidungen auffängt. Die Stomaversorgung beinhaltet den Wechsel und die Reinigung der Komponenten des Systems und die Pflege des Stomas und der umliegenden Haut.
Welche Arten der Stomaversorgung gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Stomas, die unterschiedliche Herausforderungen bei der Stomaversorgung mit sich bringen.
- Enterostoma: Bei dem Enterostoma handelt es sich um einen künstlichen Darmausgang. Dieses Stoma wird versorgt, indem die Stomaanlage und der Beutel ausgetauscht werden.
- Urostoma: Das Urostoma ist ein künstlicher Blasenausgang bzw. eine Harnableitung. Auch hier müssen die Stomaanlage und der Beutel ausgewechselt werden.
- Gastrostoma: Der künstliche Magenausgang dient der Verabreichung von spezieller Nahrung. Dieses Stoma wird versorgt, indem die Magensonde gespült wird.
- Tracheostoma: Das Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung der Luftröhre. Es wird versorgt, indem die Kanüle gewechselt wird. Zudem sollte Sekretmanagement betrieben werden.
Egal welche Stoma Art Sie haben, die Versorgung und Reinigung des Stomas selbst, sowie die umgebende Haut sind in jedem Fall wichtige Faktoren, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Zudem sollte gegebenenfalls das Wundmanagement beachtet werden. Dadurch, dass es sich bei dem Stoma um eine künstliche Öffnung im Körper handelt sollte diese sich nicht entzünden. Die Wundheilung sollte aktiv unterstützt werden. Veränderungen und Probleme sollten rechtzeitig behandelt werden.
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Enterostoma und Urostoma versorgen
Die Versorgung eines Enterostomas ähnelt weitgehend der eines Urostomas. Es beinhaltet das regelmäßige und gewissenhafte Leeren oder Austauschen des vollen Beutels. Dabei unterscheidet man jedoch zwischen zwei Versorgungssysteme: Das einteilige Stoma-System und das zweiteilige Stoma-System. Beide bestehen aus einer Hautschutzplatte und einem Beutel zur Sammlung von Körperausscheidungen.
Einteiliges Stoma-System
Das einteilige Stomasystem besteht aus einer selbsthaftenden Hautschutzplatte, an die der Beutel fest angebracht ist. Der Beutel schließt Ausscheidungen sicher und geruchsdicht ein, bis das System gewechselt, der Inhalt über der Toilette geleert oder bei Ausstreifbeuteln der Inhalt herausgedrückt wird.
Bei der Hautschutzplatte unterscheidet man zwischen glatten oder konvexen Platten. Konvexe Hautschutzplatten sind nach außen hin gewölbt und bieten dadurch einen besseren Halt an runden Hautstellen und Körperfalten.
Das einteilige Stomsystem muss ein bis drei Mal am Tag ausgewechselt werden.
Vorteile einteiliges Stoma-System
- gute Haftung
- das Stomasystem lässt sich leicht unter der Kleidung verstecken
- Betroffene finden es meist bequemer und hygienischer
Nachteile einteiliges Stoma-System
- Aufwändiger Wechsel, da die Haut jedes Mal gereinigt werden muss
- täglicher Wechsel kann Hautreizungen hervorrufen
- es kommt zu viel Verbrauchsmaterial
Zweiteiliges Stoma-System
Bei der zweiteiligen Stomaanlage bildet die Hautschutzplatte, auch Basisplatte, die Grundlage für den abnehmbaren Beutel. Dieser kann mit Hilfe eines Rastringes befestigt und wieder abgelöst werden. Nach Gebrauch kann der Beutel entsorgt und durch einen neuen ersetzt werden. Zudem gibt es Ausstreifbeutel, die nach der Entleerung in der Toilette wiederverwendet werden können. Im Gegensatz zum einteiligen Stomasystem müssen die glatten oder konvexen Hautschutzplatten bei der zweiteiligen Stomaanlage nur alle 3 bis 5 Tage ausgewechselt werden.
Vorteile zweiteiliges Stoma-System
- Ohne den Beutel lassen sich die Basisplatten leichter anbringen
- je nach Bedarf stehen unterschiedliche Beutel zu Verfügung
- Der Wechsel beansprucht nur wenig Zeit
- Da die Basisplatten nicht so häufig abgezogen wird, wird die Haut weniger stark beansprucht
Nachteile zweiteiliges Stoma-System
- Betroffene können den Rastring als Störend empfinden
- der Beutel kann sich bei starker Beanspruchung lösen
Versorgung eines Gastrostomas
Ein Gastrostoma ( PEG-Sonde) ist ein flexibler Kunststoffschlauch, der chirurgisch durch die Bauchdecke in den Magen eingeführt wird. Menschen, die nicht mehr dazu in der Lage sind, die Nahrung oral aufnehmen zu können, können über diesen Schlauch die Nahrung aufnehmen.
Die tägliche Stomaversorgung umfasst die Verabreichung von Sondenkost und die Reinigung der Sonde, damit keine Verstopfung entstehen kann. Um dies zu vermeiden ist es wichtig, die Magensonde vor und nach der Nahrungsgabe gründlich durchzuspülen.
Nach dem Anlegen des Gastrostomas ist es zudem erforderlich, den Verband regelmäßig zu wechseln. Sobald die Wunde abgeheilt ist, kann der Verband nach ärztlicher Absprache auch weggelassen werden.
Versorgung eines Tracheostomas
Ein Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung an der Luftröhre. Es besteht meist aus einer äußeren und einer inneren Kanüle. Zu der täglichen Stomaversorgung gehören die Pflege und der Wechsel der inneren Kanüle und das Sekretmanagement.
Zudem gibt es die Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT), diese werden jedoch meistens im Krankenhaus angewendet und haben daher keinen Einfluss auf die Stomaversorgung zu Hause.
Reinigung der Kanüle
Die Außenkanüle muss regelmäßig von Fachpersonal oder von einem Arzt steril gereinigt werden. Wie häufig die Stomaversorgung stattfinden muss hängt vom Zustand des Stomas ab, wobei die Versorgung mindestens alle 28 Tage stattfinden sollte.
Die Versorgung der Innenkanüle kann nach entsprechender Anleitung selbst vollzogen werden. Hier kommt es darauf an, wie viel Sekret in der Kanüle vorhanden ist. Jedoch sollte diese mindestens 1 mal täglich gereinigt werden.
Sekretmanagement
Bei der Versorgung eines Luftröhren-Stomas geht es neben dem Wechsel und der Reinigung der Kanüle auch um das sogenannte Sekretmanagement. Hier wird das überschüssige Sekret abgesaugt, damit die Atmung der betroffenen Person erleichtert wird.
Stomaversorgung zu Hause
Viele Menschen mit einem Stoma übernehmen die Stomaversorgung selbst. Insbesondere Betroffenen mit einem künstlichen Darmausgang oder einem Blasenausgang fällt dies leicht, da sie das beste Verständnis für den eigenen Körper haben und somit auch die eigenen Bedürfnisse am besten kennen.
Stoma-Patienten mit körperlichen Einschränkungen benötigen dabei jedoch Unterstützung durch Angehörige oder Pflegepersonen. Dies gilt auch für Patienten mit einem Gastostoma.
Die selbstständige Versorgung eines Stomas an der Luftröhre (Tracheostoma) ist um einiges anspruchsvoller. Vor der eigenständigen Stomaversorgung sollten Patienten oder ihre Angehörigen eine professionelle Schulung bei einem Stomatherapeuten absolvieren.
Unterstützung von Angehörigen durch einen Pflegedienst
Ein professioneller Pflegedienst kann für einen pflegenden Angehörigen besonders wertvoll sein, da die Fachkraft Fragen beantworten und eine fachkundige Beratung bieten kann.
Falls der Unterstützungsbedarf groß ist, sollte ein Antrag auf Pflegegrad gestellt werden, so können unterstützende Gelder von der Pflegekasse beantragt oder auch der Pflegedienst finanziert werden.
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Professionelle Hilfe von Stomatherapeuten
Unabhängig von der Stomaart, die versorgt werden muss, ist es ratsam sich an einen Stomatherapeuten zu wenden, der Ihnen nicht nur nach der Stoma-Operation, sondern auch nach der Krankenhausentlassung, Zuhause bei der Versorgung Ihres Stomas weiterhelfen kann.
Der Stomatherapeut arbeitet im Auftrag der Krankenkasse und rechnet auch mit dieser ab. Sie können Fragen stellen und wichtige Informationen zum richtigen Umgang mit dem Stoma herausfinden.
Hilfsmittel für Entero- und Urostoma
Die Versorgungssysteme bei einem künstlichen Darm- bzw. Blasenausgang sind sehr ähnlich. Bei beiden werden sowohl eine Hautschutzplatte als auch ein Beutel verwendet.
Hautschutzplatte
Die Hautschutzplatte erfüllt zwei wichtige Aufgaben:
Zum einen der Hautschutz: denn die Haut wird vor Stuhl und Urin geschützt, zum anderen dient sie als Befestigung für den Beutel, der die Ausscheidungen auffängt. Die Platte hat eine Haftseite, die, wie der Name schon verrät, für die Haftung der Platte an der Haut zuständig ist. In der Mitte der Hautschutzplatte befindet sich ein Loch, durch welches das Stoma hindurchschaut.
Je nach Stoma-Lage werden verschiedene Hautschutzplatten zum Einsatz kommen. Die nur wenige Millimeter dünne Platte soll gleichmäßig flach auf der Haut anliegen und sich jeder Körperbewegung anpassen.
Eine anderes Hilfsmittel ist die konvexe Hautschutzplatte, auch diese dient dem Hautschutz. Sie unterscheidet sich durch ihre Wölbung von der platten Hautschutzplatte. Sie ist weniger flexibel, doch haftet durch die Wölbung am Stoma besser, auch wenn das Stoma in einer Hautfalte liegt oder zurückgezogen ist.
Wenn die Hautschutzplatte nicht richtig haftet
Haften die Hautschutzplatten nicht richtig können verschiedene Stoma Hilfsmittel herangezogen werden. Um Haut-Unebenheiten ausgleichen zu können und um eine höhere Haftung zu erreichen können Modellierstreifen oder Stomapasten verwendet werden, die zwischen Haut und Basisplatte aufgetragen werden.
Zudem sollte darauf geachtet werden, dass keine Ausscheidungen zwischen Hautschutzplatte und Haut gelangen, sollte dies doch passieren sollte die Hautschutzplatte unbedingt gewechselt werden.
Stomabeutel: Arten und Größen
Stomabeutel werden verwendet, um Urin und Stuhl aufzufangen. Demnach sind Stomabeutel Hilfsmittel für das Darm- und das Blasenstoma.
Stomabeutel für das Enterostoma (künstlicher Darmausgang)
Man unterscheidet 2 verschiedene Stomabeutel bei einem Stoma für den Darm.
Der geschlossene Beutel: Geschlossene (bzw. einmal Beutel) werden im Normalfall bei einem Dickdarm-Stoma verwendet. Durch den geschlossenen Beutel kann der Stuhl sicher aufgefangen werden.
Der offene Beutel: Patienten, die Stomaträger eines offenen Beutels (Ausstreifbeutel) sind haben meist ein Dünndarm-Stoma. Dort kommt es eher zu dünnflüssigeren Ausscheidungen, wodurch der Beutel sorgfältig über der Toilette ausgeleert werden soll und dann wiederverwendet werden kann. Daraufhin kann der Stomabeutel dicht verschlossen werden. Er muss erst gewechselt werden, wenn er undicht ist, nicht mehr haftet oder das Befestigungssystem nicht mehr funktioniert.
Manche Beutel verfügen über einen Aktivkohlefilter, damit die Luft aus dem Stomabeutel entweichen kann, aber de unangenehmen Gerüche darin bleiben. Der Filter hält etwa 12-24 Stunden, danach verstopft er und muss entweder ausgewechselt werden oder die Luft entweicht bei dem Ausstreichbeutel beispielsweise über die Öffnung zum Entleeren.
Stomabeutel für das Urostoma
Stomaträger eines Urostomas können den Beutel über ein Ventil leeren. Die Stomabeutel verfügen außerdem über eine Rücklaufsperre, die den Urin daran hindert wieder zurückzufließen. Dies ist besonders wichtig, um Infektionen vermeiden zu können.
Welche Größe brauche ich bei einem Stomabeutel?
Stomabeutel stehen in drei verschiedenen Größen zur Verfügung: Mini, Midi und Maxi. Welche Größe die passende ist kann nach einer Beratung, je nach Situationen und Menge der Ausscheidungen variieren.
Für den Alltag können Stomaträger kleinere Beutel verwenden, diese haben jedoch den Nachteil, dass die Stomaversorgung im Alltag aufwendiger ist, da der Stomabeutel häufiger geleert werden muss, jedoch können die kleineren Alternativen besser durch Kleidung kaschiert werden.
Größere Beutel mit mehr Füllvolumen halten meist nicht so gut an der Haut, wie die kleineren Varianten. Deshalb entscheiden sich viele Stomaträger dafür über Nacht einen Beutel zu verwenden, der am Bett aufgehangen werden kann.
Kostenübernahme der Krankenkasse
Für die verschiedenen Stomaarten gibt es passende Stomasysteme, dessen einzelnen Komponenten im Hilfsmittel-Verzeichnis der Krankenkassen gelistet sind. So müssen Stomaprodukte, wie der Beutel nicht selbst finanziert werden, da die Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Zusätzlich gibt es andere Stoma Hilfsmittel, wie Produkte für eine zuverlässige Haftung oder Materialien für einen optimalen Hautschutz. Dazu zählen:
- Hautschutzmittel
- Hautschutzpasten
- Modellierstreifen
- Hautschutzringe
Auch Produkte, wie PH-neutrale Reinigungs- und Hautschutzmittel, sowie spezielle Haltegürtel, die das Stoma fixieren, sind im Sanitätshaus erhältlich und werden von der Krankenkasse finanziert.
Stomabeutel wechsen
Die Stomaversorgung ist sowohl beim Enterostoma als auch beim Urostoma sehr ähnlich. Es wird ledglich unterschieden, welche Stomaversorgungssysteme verwendet wurden: ein einteiliges oder ein zweiteiliges Stomasystem verwendet wird.
Der Wechsel des Stomabeutels – also die Stomaversorgung, erfolgt in 4 Schritten:
- Vorbereitung
- Entfernung von Stomaprodukten/ bzw. Entfernung des vollen Stomabeutels
- gründliche Reinigung der Haut
- Anbringung einer neuen Stomaanlage/ bzw. eines neues Beutels
Die Vorbereitung
Um sich optimal auf die Stomaversorgung vorzubereiten sollten Sie damit beginnen, alle benötigten Materialien bereitzulegen. Dazu gehören:
- Einweg-Waschlappen zur Reinigung der Haut
- eine Schüssel mit lauwarmen Wasser
- pH-neutrale und unparfümierte Seife oder spezielles Versorgungsmaterial zur Pflege
- Wattestäbchen
- kleiner Müllbeutel zur Entsorgung von verbrauchten Produkten und Reinigungstüchern
- neuer Stomabeutel und neue Basisplatten
- ggf. neue Verschlusskappe
- Nagelschere, um das Loch im Stoma passend zu machen
- wenn nötig: Stomapaste
Tipp: Wählen Sie den passenden Zeitpunkt zum Wechseln des Stomas aus, um unkontrollierte Ausscheidungen zu vermeiden. Das Wechseln eines Urostomabeutels bietet sich vor allem direkt nach dem Aufstehen an, während sich das Wechseln des Dünndarmbeutels vor einer Mahlzeit anbietet.